Sonntag, 7. Dezember 2025 – internet24 Boulevard –

Viele europäische Modemarken lassen ihre Kleidung in Ländern wie Bangladesch, Vietnam, China, Indien oder Kambodscha fertigen. Beim Import nach Europa nutzen sie oft Handelsabkommen oder Zolltricks wie „Umschlag über Drittstaaten“ oder die Deklaration von Warenwerten zur Reduzierung von Einfuhrzöllen.

1. Die Produktionsländer

  • Bangladesch: Weltweit einer der größten Exporteure von Textilien, bekannt für extrem niedrige Lohnkosten.
  • Vietnam: Beliebt wegen stabiler politischer Lage und wachsender Textilindustrie.
  • China: Immer noch ein Riese in der Textilproduktion, trotz steigender Löhne.
  • Indien: Stark in Baumwolle und Mischgeweben.
  • Kambodscha & Indonesien: Kleinere, aber wichtige Standorte für Fast Fashion.

👉 Markenhersteller wählen diese Länder, weil die Arbeitskosten oft nur einen Bruchteil der europäischen Löhne betragen. Ein T-Shirt, das in Asien für 2–3 € produziert wird, kann in Europa für 30–50 € verkauft werden.


2. Der Weg nach Europa

  • Container voller Kleidung reisen per Schiff über den Suezkanal oder per Luftfracht für besonders schnelle Kollektionen.
  • In europäischen Häfen wie Rotterdam oder Hamburg wird die Ware verzollt und weiterverteilt.

3. Der Zolltrick

Hier wird es spannend:

  • Handelsabkommen: Viele asiatische Länder haben mit der EU Präferenzabkommen. Das bedeutet: Wenn die Ware bestimmte Ursprungsregeln erfüllt, fällt kein oder ein reduzierter Zoll an. Beispiel: Bangladesch profitiert vom „Everything But Arms“-Programm der EU, das Entwicklungsländern zollfreien Zugang gewährt.
  • Warenwert-Deklaration: Unternehmen geben beim Zoll oft den reinen Produktionswert an (z. B. 2 € pro T-Shirt), nicht den späteren Verkaufspreis. Der Zoll berechnet sich also auf Basis des niedrigen Fabrikpreises.
  • Transshipment-Trick: Manche Firmen lassen die Ware über Länder mit günstigen Abkommen (z. B. Türkei) laufen, um Zollvorteile zu nutzen.
  • Zollverfahren: Durch spezielle Verfahren wie „Zolllager“ oder „aktive Veredelung“ können Waren eingeführt, weiterverarbeitet und erst später verzollt werden – oft günstiger.

4. Die Vermarktung in Europa

  • In Boutiquen und Online-Shops wird die Kleidung mit Storytelling versehen: „Nachhaltig“, „Limited Edition“, „Designerlabel“.
  • Der Preisaufschlag ist enorm – nicht nur wegen Transport und Zoll, sondern vor allem wegen Marketing und Markenimage.

🎭 Die Ironie

Während Näherinnen in Dhaka oder Ho-Chi-Minh-Stadt für einen Hungerlohn arbeiten, zahlt ein Kunde in München für dieselbe Jacke das 20-fache. Der Trick mit den Zöllen sorgt dafür, dass die Gewinnspanne noch größer wird.


Fazit: Die Reise vom Stoffballen in Asien bis zur Luxusjacke in Europa ist ein Paradebeispiel für die Globalisierung: billige Produktion, clevere Zollstrategien und teures Marketing. Das Ergebnis: ein Kleidungsstück, das mehr Geschichte als Stoff enthält.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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