Mittwoch, 22. Februar 2023, internet24 – Kriegsboulevard

Wie einst “Aids” und “Corona” ist heute der Krieg in der Ukraine das vorherrschende Thema in Presse, Funk und TV. Doch stimmt die Nachrichtenlage immer? Oder sollen wir ganz gewollt getäuscht werden?

Als Overton-Fenster wird der Rahmen an Ideen bezeichnet, die im öffentlichen Diskurs akzeptiert werden, unter dem Gesichtspunkt der öffentlichen Moral. Nach diesem Modell enthält dieses Fenster eine Reihe von Postulaten, die im aktuellen Klima der öffentlichen Meinung als politisch akzeptabel angesehen werden und die ein Politiker empfehlen kann, ohne als zu extrem zu wirken, um ein öffentliches Amt zu erhalten oder zu behalten.

Das Konzept wird auf der ganzen Welt angewandt, insbesondere von politischen Analytikern, zum Beispiel zur Evaluation und Einschätzung von Sachverhalten. Ein verwandter Begriff ist der Meinungskorridor …

Bevor wir uns nun der Ukraine zuwenden, ein einfaches Beispiel zur Anwendung des “Overton-Fenster”

Genau das geschieht, wenn AfD-Politiker davon reden, an der Grenze auf Flüchtlinge zu schießen, wenn sie von “Kopftuchmädchen und sonstigen Taugenichtsen” sprechen oder die NS-Zeit als “Vogelschiss” in der langen deutschen Geschichte bezeichnen.

All diese Aussagen liegen weit außerhalb des Overton-Fensters, sie sind undenkbar oder radikal. Aber wenn sie nur genug Aufmerksamkeit bekommen und die Öffentlichkeit beschäftigen, scheinen danach die Positionen, die bisher nur sinnvoll oder gerade noch akzeptabel waren, im Vergleich gemäßigter, normaler. Das Fenster öffnet sich.

  • Lenz Jacobsen, 7.2018 in der “Zeit”: https://www.zeit.de/politik/deutschland/2018-07/overtone-fenster-diskussionen-debatten-diskurse-radikal

Jetzt aber zur Ukraine und wir garantieren, es wird schwer verdaulich, sollte das alles wahr sein!

Mit dem 24. Februar 2022, dem Einmarsch Russlands in die Ukraine, soll sich die Welt komplett verändert haben. Ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg soll eine ganz neue außenpolitische Lage geschaffen, ein brutaler Akt – eine Ausgeburt Putinscher Bösartigkeit – aus heiterem Himmel die europäische Friedensordnung zerstört haben. Die deutsche Außenministerin teilte mit, dass sie an diesem Tag „in einer anderen Welt aufgewacht“ sei (tagesschau.de, 24.2.23). Auch aus der Opposition, von CSU-Weber, hieß es: „Es ist eine neue Welt, in der wir leben“ (bild.de, 24.2.23).

Und heiter weiter:

Dass der Krieg völlig überraschend über einen hilflosen Westen hereinbrach, ist genau so grotesk. Der Ukrainekrieg und seine Vorgeschichte sind ausführlich dokumentiert worden, man sehe sich etwa auf den Internetmagazinen Telepolis und Overton die Beiträge seit Anfang 2020 an, die vor dem herannahenden Krieg warnten und die die einzelnen Schritte der westlichen Kriegsvorbereitung – auch in mentaler und kultureller Hinsicht (so z.B. bei der „Massenunterhaltung für Vorkriegszeiten“) – zum Thema machten.

Der Außenpolitik-Experte Jörg Kronauer, Redakteur von german foreign policy, hat dazu im Frühjahr 2022 sein Buch „Der Aufmarsch – Vorgeschichte zum Krieg„ vorgelegt, das redaktionell bereits vor Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine abgeschlossen wurde und das sich in den militärstrategischen Details als zuverlässig erwies …

Spannend, unglaublich, ausführlich:

  • Johannes Schillo vom 19. Februar 2022 “Was man über die Vorgeschichte des Ukrainekriegs nicht wissen darf”

Wer gegen die verordnete Amnesie in Sachen neue Weltkriegslage antritt, hat in der Öffentlichkeit kaum noch eine Chance

 

 

 

 

 

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